
Energie ist das Thema der Arbeiten des Bildhauers Gerhard Eilmsteiner. Energie in Form von Materie zusammen mit Energie der Elemente und nicht zuletzt der Energie des Betrachters. Dabei paart sich technischer Verstand mit künstlerischer Ästhetik. Dies führt zu erstaunlichen Ergebnissen. Granit und Stahl sind die bevorzugten Materialien, aus denen Eilmsteiners Skulpturen bestehen. So schwer beide sind, so leicht bewegen sie sich mit den Elementen Wind und Wasser. Da gibt es das ‚Wettershuttle‘ (Nr.3, Bild oben). Zwei Granitschalen sind beweglich auf einem Stahlwagen, der auf Eisenbahnschienen läuft, angebracht. Füllt sich eine Schale mit Regenwasser, fährt sie ans andere Ende der Schienen und kippt das Wasser aus. Kippt es nach Norden, fließt das Wasser über Maltsch, Moldau, Elbe in die Nordsee. Fährt beim nächsten Regenguss der Wagen nach Süden, fließt das ausgekippte Wasser in die Feldaist, über die Donau ins Schwarze Meer. Das Wettershuttle steht nämlich exakt auf der Wasserscheide. Erstaunlich auch die ‚Windsäule‘ (Nr. 19). Granitkugeln in abfallender Größe (größte unten, kleinste oben) sind übereinander aufgehängt. Jede Kugel ist mit Metallplatten umgeben, die mit dem Wind die Kugeln nach hinten oder vorne kippen lassen. Zusätzlich dreht sich die ganze Skulptur in den Wind. ‚Steinstein‘(Nr.1) ist ebenfalls eine Windfahne, hier jedoch mit einem Steinpfeil, der sich beim kleinsten Luftzug dreht, er wirkt beinahe schwerelos. All diese Arbeiten faszinieren durch den Kontrast schwer / leicht. Bekannt sich Gerhard Eilmsteiner auch für seine Wasseruhren. Viele Varianten hat er entwickelt. Eine ist auch im Park der Johannes Kepler Universität Linz vor dem Mechatronik-Gebäude zu sehen (wo sonst). Am Skulpturenweg kann man mit der Nummer 13 die ‚Hemmungslose‘ sehen. Es ist eine Impulsuhr, die ohne Hemmung auskommt. Normalerweise sind Uhren Ablaufuhren, das heißt, Federn, Gewichte bringen Spannung, die sich langsam entlädt und so das Uhrwerk antreibt (bis es stehen bleibt). Anders die Impulsuhr. Nach einem Anfangsimpuls hält ein Schwungrad die Uhr dauerhaft am Laufen. Das Schwungrad wiederum wird durch einen natürlichen Brunnen mit einem Wasserdruck von 3 bar in Bewegung gehalten. Natürlich muss alles mit Zulauf, Wasserhöhe, Überlauf genau austariert werden. Wenn sie dann exakt läuft, dann läuft sie, läuft sie, läuft sie, … sommers, winters, immer im Freien. Granit, Stahl und Glas sind auch hier die verwendeten Materialien.
Neunzehn solcher Merkwürdigkeiten sind am Skulpturenweg zu sehen. Manche sind statisch, andere sind trotz der Schwere der Materialien leicht zu bewegen. Alle sollen angefasst, erforscht und ausprobiert werden. (Tipp: für Nr. 14 ‚Skulpturenbetrachter‘ den Schlüssel im Gasthof gegenüber holen). Man könnte meinen, all dies ist pure Spielerei. So lustvoll man sich mit jeder einzelnen Skulptur auseinandersetzten kann, so ernsthaft ist Eilmsteiners Absicht. Geht es ihm doch um das Ausreizen der Naturgesetze, um sie erfassbar zu machen, um Identifizierung der Welt und um Verständnis ihrer Grundprinzipien. Jedes neue Fundstück regt ihn zu neuen Experimenten und Fragen an, für die er in seiner Arbeit Antworten sucht. Es spricht allerdings nichts gegen einen spielerischen Erkenntnisgewinn – philosophisch gesehen: der Zusammenfall der Gegensätze.


