Christian Hofstadler ist Fotograf aus Leidenschaft. Seine Projekte dehnen sich über Jahre hin. Er verfolgt sie mit der ihm eigenen Akribie und Perfektion, was dem Ergebnis hohe Qualität verleiht, sowohl in technischer als auch ästhetischer Hinsicht. Ein Beweis seiner konsequenten Arbeit ist derzeit in der Ausstellung über Sitzgelegenheiten „Nehmen sie Platz“ in der GALERIE-halle Linz zu sehen. Die Fotografien zeigen Sitzgelegenheiten aller Art an Orten in verschiedenen Ländern, die er genau so vorgefunden hat, ohne Inszenierung oder Einflussnahme. Dass keine Menschen zu sehen sind, gehört zum Programm. Säßen Menschen auf den Stühlen, ständen diese im Fokus der Betrachtung. Die Absicht des Fotografen ist jedoch die Einladung, gedanklich Platz zu nehmen, sich in den dargestellten Ort einzufühlen, die Stimmung aufzunehmen und sich auf einen Vergleich mit der Wirklichkeit und eigenen Erinnerungen einzulassen. Da sämtliche dargestellten Sitzgelegenheiten sich im öffentlichen Raum befinden, war es für Christian Hofstadler gar nicht so einfach, eine Aufnahme ohne Menschen zu bekommen. Ganz im Gegenteil, sobald er seine Kamera auf dem Stativ aufgebaut hatte, dachten Passanten, sie könnten sich hier fotografieren lassen und setzten sich hin. Viel Geduld war nötig. Zu sehen sind Sitzgelegenheiten von einfachen Bänken, Stühlen aller Art, Sofas und Fauteuils, es ist aber auch eine Studie der Funktionsweisen von Sitzgelegenheiten. Auf manchen könnte man sofort Platz nehmen, andere müssten erst dafür aufbereitet werden (Stapelstühle), manche bräuchten noch Zeit für ihren ‚Besitz‘ (Sprayer-Bank), weil sie noch trocknen müssten. Auf manchen Sitzgelegenheiten ruht man sich aus, auf anderen wartet man (Haltestelle), ist dorthin verbannt (zum Rauchen), sitzt man hart, sitzt weich. Eine Aussage trifft auch die Anzahl der Sitzgelegenheiten: alleine, intim zu zweit, Platz für eine ganze Familie oder eine Freundesrunde, manchmal hat jeder einen Stuhl für sich, ein anderes Mal teilt man sich ein Sofa (oder braucht es gar für sich allein). Die Sitzgelegenheit existiert auch nicht für sich allein, die Umgebung ist durchaus als wesentlicher Teil, als Kulisse zu sehen, von schöner Landschaft, urbaner Skyline, witzigen Wandmalereien (Fisch mit Joint), verfallenden Mauern, trostlosen Wohnburgen, … wird eine Vielzahl von Stimmungen eingefangen. Eines verbindet all diese Vielfalt: jedes Bild strahlt eine Wärme aus, die Sehnsucht nach jeder einzelnen Szenerie erwachen lässt und wohl als ein typisches Erkennungsmerkmal für Christian Hofstadlers Arbeiten gelten kann. Eine empfehlenswerte Ausstellung in interessanter Umgebung (im Eingangsbereich duftet gerade der Frühling!), die neugierig auf weitere Projekte von Christian Hofstadler macht.


