Marlene Schröders Glasbilder zeichnen sich durch Durchsichtigkeit und Vielschichtigkeit auf mehreren Ebenen aus. Zum einen ist das Material Glas selbst durchsichtig. Es wird durch mehrere Lagen, in unterschiedlichen Farben, miteinander verschmolzen. So entsteht eine vielschichtige Durchsichtigkeit. Übereinander liegende Farbflächen lassen durch diese Überlagerung weitere Farben entstehen, die Tiefenwirkung und Perspektive erzeugen. Vielschichtig ist auch die Bearbeitung der Oberfläche, mal sind die Glastafeln glatt verschmolzen, mal bleiben Erhebungen, die wie aufgemalt wirken. Auch eingeschmolzene Blasen im Glas werden als Stilelemente eingesetzt und spielen so mit der Durchsichtigkeit. Jedes der Bilder lässt sich von beiden Seiten betrachten. Auch hier ergeben sich faszinierende Unterschiede, sowohl bei der Oberfläche als auch beim Motiv. Die Vielschichtigkeit ist auch motivisch zu entdecken. In vielen Bildern entdeckt man den Januskopf, das Symbol des Anfangs und des Endes, meist doppelköpfig dargestellt. Marlene Schröder setzt ihn häufig in ihren Triptychen ein, die sich mit Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft beschäftigen. Janus schaut in beide Richtungen, in die Vergangenheit und in die Zukunft, allerdings sticht die Gegenwart besonders farbenkräftig und belebt hervor. Oft ist der Kopf verdoppelt und leicht versetzt, fast wie ein Schatten im Glas eingelassen. Der Schatten, durch Beleuchtung erzeugt, ist ebenfalls eines der vielschichtigen Elemente, mit denen Marlene Schröder bewusst arbeitet. Bei den Glasbildern, die mit Distanzhalter vor einer Platte montiert sind, verdoppelt sich das Bild durch die Beleuchtung. Da es Glas ist, fällt der Schatten in Farbe, so entsteht ein zweites Bild, das sich mit dem Original verwebt und je nach Standpunkt des Betrachters eine Vielzahl von Bildern ergibt. Bilder, die in Metallständern montiert sind, werfen ihre Schatten durch die Distanz zur Wand, je nach Lichtquelle sogar mehrmals. Auch hier ergeben sich faszinierende Vervielfältigungen, die sich gegenseitig beeinflussen.
Marlene Schröder nennt ihre Ausstellung AUFBRUCH. Auch der Titel lässt mehrere Interpretationen zu. Aufbrechen in die Zukunft, aufbrechen von vergangenen starren Strukturen, aufbrechen von Stagnation und Fadesse durch die kräftigen, leuchtenden Farben. ‚Aufbruch‘ kann auch als Marlene Schröders Lebensmotto gesehen werden. Sie maturierte in Wels, studierte Kunstgeschichte und Archäologie in Bochum, Architektur in Dortmund, diplomierte im Fach Keramik an der Kunstuniversität in Linz und lebt heute in Allhaming bei Linz. Diese Vielschichtigkeit der Ausbildung fließt auch in ihre Glasbilder ein. Durch die Erfahrung im Umgang mit Keramikglasuren, weiß sie genau welche farbigen Effekte durch Verschmelzung entstehen, auch malt sie mit Glasuren auf die Glasplatten, die dann mit eingeschmolzen werden. Die Architektur kommt motivisch ins Spiel, wirken doch ihre Bilder wie aus Bausteinen aufgebaut. Die Archäologie bringt das Verständnis für zeitliche Abläufe und deren Einfluss auf die Gegenwart und letztlich war wohl die Kunstgeschichte eine Schulung für Ästhetik. Die Ausstellung ist ein Gesamtkunstwerk, bestehend aus den Glasbildern, deren Inszenierung mit Licht und Schatten im Raum und der Präsentation in den Metallständern, die sie trotz der Schwere des Materials Glas, wie schwebend erscheinen lassen.
MARLENE SCHRÖDER / ‚Aufbruch‘
Glasobjekte und Bilder
Galerie der Vereinigung Kunstschaffender OÖ / Ursulinenhof Linz
bis 28. Oktober 2015 / Mo – Fr 15 – 19 & Sa 10 – 15
www.diekunstschaffenden.at
www.marlene-schroeder.at


