Hermann Fuchs beschäftigt sich seit über 10 Jahren intensiv mit abstrakter Fotografie. Dabei geht es ihm nicht um die Wiedererkennbarkeit der abgebildeten Dinge und Szenerien, sondern um ihre innere Struktur. Sind Gegenstände auf ‚normalen‘ Fotografien erkennbar, vergleicht man sie mit der eigenen Erfahrung, Erinnerungen werden geweckt, Assoziationen aufgebaut. Anders dagegen bei Abstraktionen: Wie mit einem Röntgenblick will Hermann Fuchs in die inneren Strukturen der abgebildeten Dinge und Szenerien schauen, herausarbeiten, welche Linienführungen, Farbtönungen und Flächenverhältnisse in ihnen strecken. Hier gibt es keine Ablenkungen durch eigene Wahrnehmungserfahrungen und der Betrachter kann das Dargestellte genau so aufnehmen, wie es sich präsentiert. Man könnte es als Schärfung des Blicks bezeichnen. Als Einstieg in das Bild ist dem Künstler der emotionale Zugang wichtig, Interesse soll so geweckt werden. Erst dann schaltet sich der Kopf ein und beginnt zu analysieren (was eigentlich nicht nötig wäre), aber es scheint eine menschliche Eigenschaft zu sein, zu fragen, was dies wohl sei. Fuchs´ Bilder bestechen durch eine ausgeprägte bildnerische, künstlerische Qualität. Die beweist er bereits im fotografischen Primärmaterial. Sein Zugang zur Fotografie war immer schon ein künstlerischer. Nachbearbeitung war auch schon in analogen Fotografiezeiten ein wesentlicher Aspekt. Hat er früher in der Dunkelkammer solarisiert, abgewedelt und einen Abzug wie Ebenen übereinander mit allerhand Tricks bearbeitet, so wendete er sich in digitalen Zeiten der Bearbeitung mit Photoshop zu. Auch hier kann er Ebene für Ebene bearbeiten und übereinanderlegen, um bestimmte Effekte zu erzielen. Dank der Softwaremöglichkeiten lassen sich heute viel komplexere Bearbeitungen durchführen. Fuchs‘ Bilder bestechen auch durch ihre Ästhetik und weisen eine erstaunliche Vielfalt auf: man sieht sowohl luftig-leichte als auch plakative und erdig schwere Bilder. Die Farben sind kräftig und leuchtend, auch scheint er seine ganz eigenen Farbpaletten gefunden zu haben. Seine Form der Abstraktion verfremdet den dargestellten Gegenstand nicht zur Gänze, man kann ihn immer noch erkennen oder erahnen und dennoch steht er nicht im Vordergrund, sondern bildet die Basis für die aufgezeigten Strukturen. x
Diese Art der Fotografie mit der nachfolgenden Bearbeitung fällt in die Rubrik ‚Experimentelle Fotografie‘, deren Ziel es ist, die Möglichkeiten des Fotografischen immer wieder neu zu erforschen und zu erweitern. Ihr Kriterium ist die Innovation, die Erneuerung von Form und Struktur. Es ist Fotografie ohne Vermittlungsfunktion, ohne externe Botschaft, daher Fotografie ‚an sich‘. Experimentelle Fotografie ist somit das Gegenstück zum aktuellen ‚Fotorealismus‘ in der zeitgenössischen Malerei.
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