Vor einem Jahr hat die Künstlergruppe CART das Projekt HEIMAT-LOS begonnen, nicht ahnend, wie aktuell es werden wird. Ziel war eine bewusste Auseinandersetzung mit einem Begriff, der in der öffentlichen Wahrnehmung eher einseitig besetzt ist. Er sollte entrümpelt und künstlerisch ästhetisch neu aufgerollt werden. HEIMAT-LOS lässt sich vielfältig lesen: In der Heimat ist allerhand los; man ist heimatlos; man muss Heimat los-lassen, um z.B. eine Ausbildung machen zu können, oder sogar um überleben zu können. 21 Künstler haben sich mit diesem Thema auseinandergesetzt. Zu sehen gibt es: ein Bild mit 3 Fahnen: ‚Wie viel Heimat muss der Mensch durchwandern, bis er zu Hause ankommt‘; Scherben als Installation, durchaus metaphorisch zu sehen, geht doch Heimat immer wieder zu Bruch und entsteht doch aus den Scherben immer wieder Neues. Druckgrafiken erinnern uns daran, dass jeder gleichberechtigt am Tisch der Welt sitzen soll. Die überbordende Bautätigkeit als Verschandelung der Natur; das zur Ruhe Kommen ebenso, wie Beziehungen; Heimat als Wärme und Licht; als Puzzle aus vielen Bausteinen zusammengesetzt, wobei gelegentlich einer herausfällt oder sogar verloren geht. Die Fensterwand konfrontiert mit einem Zyklus: die Idylle eines Aist-Gartens, die großen stabilen Granitblöcke im Fluss, schwankende Boote im Meer und am Ende eine tönerne Urne. Eine tönerne Heimat, eingequetscht in einem kleinen Koffer, darüber das ebenfalls tönerne ‚LOS‘. Wird die Heimat zu eng, dann macht man den Koffer zu und zieht los. Urwald als unsere Wurzeln und Wurzeln als Heimat; wird beides zu dicht, erstarren wir. Heimat als Spirale, die sich von innen nach außen öffnet, wo es nur ein Vorwärts und kein Rückwärts gibt. Heimat kann das Hemd des Vaters sein, das als Zelt in der weiten Welt dient , das Nomadensein symbolisiert und den Bogen bis zu den derzeit aktuellen Zeltstädten spannt. Teelichter, ehemals Grablichter wurden in den Raunächten für die irrenden Seelen angezündet, die zusammengeklappten Kapseln sehen wie kleine schwimmende Boote aus, oder sind es Lippen? Plastikabfall, am Strand gefunden, erinnert uns – trotz seiner ästhetischen Anordnung – erschreckend an die Zerstörung unserer Heimat Erde.
Alle diese Beispiele und noch einige mehr sind in der aktuellen Ausstellung in der CART-Galerie (sinnigerweise) im Gebäude des Heimatmuseums Pregarten zu sehen. Die Vielfalt der Arbeiten zeigt, dass der Begriff HEIMAT immer nur individuell zu interpretieren ist. Wird er verallgemeinert oder gar auf eine einzige Vorstellung reduziert und verordnet, kommt es zu genau den Problemen, mit denen wir uns derzeit konfrontiert sehen und die uns leider noch länger beschäftigen werden.
HEIMAT_LOS / Arbeiten von 21 Künstler_innen
Kulturgemeinschaft CART Pregarten
bis 6. September 2015 / So, Sa, Fei 14 – 18 Uhr
oder telefonische Vereinbarung 07236/2743
Finissage: 6.Sept 2015 17Uhr / Lesung & Musik
http://www.cart-pregarten.com/aktuelles/


