In der aktuellen Ausstellung der diART GALERIE in Freistadt ist das Handy nicht nur der Schlüssel zur Augmented (erweiterten) Realty, mit dem die Ebene hinter dem Bild sichtbar gemacht werden kann, sondern inhaltlich auch eine Hinterfragung unseres Umgangs mit diesem Medium. Ermöglicht wird diese Ausstellung durch die Plattform ARTIVIVE, die großzügig allen beteiligten Künstlern, das sind Hermine &Michael Sardelic, Ulli Stelzer, Roland Wegerer, Antonia Zimmermann und Burkhard Zimmermann, gratis Projekte zur Verfügung gestellt hat. Für die Besucher der Ausstellungseröffnung war die Zugangs -App einfach und gratis herunterzuladen und durch die einfache Bedienung der App stand dem Entdeckerdrang nichts mehr Wege, was die Besucher der Eröffnungsveranstaltung mit Staunen und Begeisterung machten.
Im ersten Raum setzt Antonia Zimmermann in ihren 10 Projekten einen Gegenpol zur Flut der bedeutungsschweren Bilder unserer Zeit. Die leicht zu einer Überforderung führen können, so dass man abstumpft und nicht genau hinschaut. Basierend auf realer Fotografie und auf realen Videos wird Gegenständliches in Linien, Punkte und ggf in Farben aufgelöst. Damit löst sich auch die Botschaft auf, obwohl sie eigentlich noch vorhanden, eben nur nicht mehr sichtbar ist. Es ist immer noch die gleiche Anzahl an Bildpunkten, nur anders angeordnet. Übrig bleibt die Reduktion des reinen Schauens und des meditativen Genießens. Vielleicht ist ja es Paradox, dass genau das Medium, das die Bilderfluten produziert, dafür Verwendung findet.
Im zweiten Raum an der Stirnwand setzt sich das Künstlerpaar HuM –ART , Hermine und Michael Sardlic, spielerisch aber kritisch mit dem voyeuristischen Aspekt des Handys auseinander. In ihren 5 Projekten thematisieren sie das Eindringen in eine Privatsphäre, wie es so häufig bei Unfällen passiert, wo die Handyaufzeichnung noch vor der Hilfestellung kommt. Was durchaus mit einem Überraschungseffekt enden kann. Ein weiteres Projekt beschäftigt sich mit der umgedrehten Wahrheit – Fake genannt.
Ebenfalls im zweiten Raum beschäftigt sich Roland Wegerer mit den künstlerischen Gestaltungsmöglichkeiten von Handys. Seine 7 Projekte sind mit Hilfe von Apps ausschließlich am Handy entstanden. Es sind einerseits Grafiken, die sich in Bewegung setzen lassen. Anderseits Fotografien die durch einen Code eine Bildpunktverschiebung auslösen, und so das Abgebildete vielfach verändert. Er zeigt damit die Dominanz des Handys, das zunehmend Fotoapparat und auch den Computer ersetzt.
Die 4 Projekte setzen sich mit dem Entsetzen auseinander, das Bilder auslösen können. In abstrahierten Bildern wird die Stimmung wiedergegeben, die der Tsunami in Fukoshima in ihr ausgelöst hat. Mit Originalstimmen hinterlegt wird die dunkle Stimmung noch verstärkt.
Im dritten Raum widmet sich Burkhard Zimmermann dem Spieleaspekt von Handys. Mit Spielesoftware erstellte abstrakte Bilder werden in der zweiten Ebene in Farben und Töne aufgelöst. Dies geschieht in Wechselspiel zwischen Computer und Digitalkamera oder Handy. Das Spiel geht so lange, bis fast nichts vom ursprünglichen Bild übrig ist, bis alles eben verspielt ist. Die Töne verstärken die Dramatik des Spiels.


