FASZINATION LINIEN
Seit vielen Jahren faszinieren mich, Antonia Zimmermann, LINIEN. Die digitale Fotografie und die digitalen Bearbeitungswerkzeuge geben mir die Möglichkeit, mit der FASZINATION LINIEN zu experimentieren.
LINIEN sind ein Grundbaustein unserer Wahrnehmung der sichtbaren Welt. Sie begrenzen Flächen, bauen sogar Flächen erst auf.
LINIEN geben Aufschluss über energetische Zustände, sind somit gespeicherte Energie.
Mit LINIEN lässt sich in der 2dimensionalen Welt der Bilder der Eindruck von Tiefe vermitteln, also eine Illusion von 3dimensionalität aufbauen. Alle diese Aspekte fließen in meine Arbeiten ein, sind sogar Motivation dafür.

PERSPEKTIVENWECHSEL IN DER WAHRNEHMUNG
Unsere Betrachtungsweise der Welt ist auf die Fläche konditioniert. Tatsächlich wird jede Fläche von LINIEN gebildet, zwischen denen ich erst die Fläche wahrnehmen kann. Sie grenzen eine Fläche gegen eine andere ab, und bilden deren Übergang. Wenn ich Gegenstände zeichnerisch zu Papier bringen will, muss ich sie durch Striche und LINIEN aufbauen. Ist das Bild fertig, dominiert wieder die flächige Betrachtungsweise. Fotografen kennen die BegrenzungsLINIEN durch Gegenlichtaufnahmen, wo der Lichtschimmer die LINIEN sichtbar werden lässt.
Mein Bestreben ist es, die Wahrnehmung von der Fläche zur LINIE zu kippen. Durch die Bearbeitung der Bildvorlage soll den LINIEN den Vorrang eingeräumt werden. Im Laufe der Jahre des Experimentierens sehe ich immer häufiger die LINIEN vorrangig zur Fläche und weiß mittlerweile auch, wie ich sie auch für den Betrachter sichtbar machen kann.

LINIE VERMITTELT ENERGIE
Mit LINIEN lässt sich die Dynamik eines Bildes gestalten. Breite flächenhafte Linien vermitteln Ruhe, Trägheit; je dünner die Linie wird, umso dynamischer wirkt sie, bis hin zu einem aggressiven Eindruck, wenn es zu einer spitzen Kehrtwende kommt. Gerade Linien wirken statisch, geschwungene dynamisch. Dies hat bereits Wassily Kandisky in seinem Buch Punkt und Linie zu Fläche anschaulich erörtert. Es hat allerdings eine ganze Weile gedauert, bis ich ihn verstanden habe und diese Erkenntnis umsetzen konnte.
Aus LINIEN ästhetische – nach meinen Kriterien der Ästhetik – Bilder zu gestalten, hat einen großen Reiz für mich.

LINIEN BAUEN TIEFENILLUSION AUF
Mit LINIEN kann ich in einem 2dimensionalen Bild die Illusion von Tiefe, 3dimensionalität, erzeugen. Überschneidungen gepaart mit Breite lassen höhlenartige Strukturen entstehen, die unsere gewohnte Sehweise als Tiefe erkennt. Auch interpretieren wir übereinanderliegende LINIEN als ein Darunter und Darüber, also als unterschiedliche Ebenen, die ebenfalls eine Tiefenwirkung haben. Dieser Effekt wird noch durch die unterschiedliche Farbintensität verstärkt.
http://www.antoniazimmermann.at/lines/derepoetics

LINIEN BILDEN FLÄCHEN
Kurze geschriffelte LINIEN verdichten sich zu einer farbigen Fläche und vermitteln die Illusion eines homogenen Ganzen. Bei genauerer Betrachtung sieht man Brüche und Abrisse, die unsere Sehgewohnheiten automatisch ergänzen. Im Gegensatz zu den scharf abgegrenzten Linien spiegelt uns hier unsere Sehgewohnheit Unschärfe vor, es entsteht ein weicher Übergang von einer Farbfläche zur anderen. Dabei sind die kurzen geschriffelten LINIEN in sich alle eindeutig abgegrenzt. Die diffuse Farbe verstärkt die Illusion einer Weichzeichnung.
Bilder und Text: Antonia Zimmermann
