Im digitalen Zeitalter, im Umfeld von Industrie 4.o und all den Erneuerungen und Umwälzungen in sämtlichen Bereichen der Gesellschaft, zieht digitale Bearbeitung vermehrt in die Kunst ein. Eine Art Kunst 4.0 ensteht. Digitale Vorlagen, wie Fotografien und Scans aller Art, digitale Werkzeuge, in der Werbung und Grafik schon lange bekannt, bilden den Ausgangspunkt. Um sich von deren Handhabung im kommerziellen Bereich abzuheben, braucht es neue Konzepte und eine erweiterte Ästhetik, eben eine tiefgreifendere Auseinandersetzung mit diesen Medien.
In der Galerie diART in Freistadt zeigt Antonia Zimmermann in der Ausstellung ‚De/Re Poetics‘ eine Variante von art DIGITAL auf. Konzeptuell verweist sie auf die Flut von Bildern, Fotografien, Selfies auch in Magazinen, Fernsehsendungen und einschägigen medien, deren Motive tausende Male bereits gesehen wurden und kaum mehr wahrgenommen werden. Man sieht ohne zu sehen. Das brachte Antonia Zimmermann dazu, fotografische Vorlagen zu dekonstruieren und mit Hilfe digitaler Bearbeitungswerkzeuge bis in die Pixelebene vorzudringen und von dort aus das Bild neu aufzubauen, zu rekonstruieren – daher die Serienbezeichnung De/Re. So entstehen Bilder mit einer eigenen digitalspezifischen Ästhetik. Bilder in kräftigen, teils leuchtenden Farben, die sie aus der Pixelebene holt, die in der Ausgangsvorlage zwar vorhanden, aber durch Überlagerung so nicht sichtbar waren. Durch die Bearbeitung entstehen Farbflächen, die in sich feine Linienstrukturen aufweisen, feinste Schraffierungen und chanchierende Linien, die in dieser Form nur das digitale Medium hervorbringen kann. Es entsteht dabei der Eindruck von Perspektive, Ferne und Nähe. Durch die Rekonstruktion von der Pixelebene weg ist alle Gegenständlichkeit verschwunden, jede Möglichkeit der formalen Assoziation und Wiedererkennung ausgeschaltet worden. Man ist in der Betrachtung der Bilder auf die Ästhetik der Farb- und Liniensetzung zurückgeworfen. Bei genauerer Betrachtung wird man förmlich in das Bild hineingezogen und landet in einer ganz eigenen Welt, die man nur gefühlsmäßig aufnehmen kann und die mit Worten nicht zu beschreiben ist – einer poetischen Welt. Es ist daher auch sinnlos, den einzelnen Bildern Titel zu geben. Es braucht eine Benennung, eine Art bedeutungsfreie Codierung, die allein der Unterscheidbarkeit einzelner Bilder einer Serie dient. Auch hier befindet sich die Kunst im digitalen Umfeld der QR-Codes, der Strichcodes, der allseits beliebten Emotikons. So entstehen Bilder mit eigener ästhetischer Sprache, die sich von der Malerei durch eine linienspezifische Feinheit und durch ihre farbige Leuchtkraft unterscheiden –eben art DIGITAL – was erst in der gedruckten Version richtig sichtbar wird.
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